angst.

Der Mensch ist das seltsamste Wesen, das mir je begegnet ist. Ich weiß, ich gehöre auch zu dieser Gattung. Über mich wundere ich mich nicht weniger. Dennoch. Dieser Tage frage ich mich, was der Mensch eigentlich wirklich will und warum er das, was er immer wollte, von sich stößt, wenn er es dann endlich in greifbarer Nähe hat.

Sind nur jene Träume, gute und erstrebenswerte Träume, die nie erreicht werden können und verlieren all jene ihren Zauber, die eines Tages Wirklichkeit werden? Ist nur die unerfüllte Liebe, wahre Liebe?

Ist der Mensch einzig auf Erden, um sich selbst unglücklich zu machen und dann sein Leid klagen zu können?

Ist der Mensch am Ende gar nicht dafür geschaffen, Liebe zu leben und Glück zu geniessen? Ich kann und will das nicht glauben. Ich bin nicht so. Denke ich. Obwohl…auch ich habe Angst. Gerade jetzt. Hier.  In diesem Augenblick. Wovor? Dass ich diese unfassbare Liebe, die mir vor so kurzer Zeit offenbart und geschenkt wurde, nicht leben darf. Nicht leben kann. Dass ihre Intensität mein Gegenüber weiterhin verschreckt.

Durch diese Liebe werde ich zur besten Version meines Selbst und darf pausenlos ICH sein. Ich muss nichts vortäuschen, brauche nichts zu verstecken und muss erst recht nichts spielen. Ich bin ganz pur. Nur ich. Sonst nichts. Da tauchen plötzlich wieder Seiten auf, die ich längst vergessen und verdrängt hatte, weil sie einfach nie Raum hatten in den Konstellationen meines Lebens und jetzt sind sie wieder da. Ganz natürlich. Selbstverständlich.

Ich mag mein ICH und noch mehr mag ich, wie SIE es in jeder Sekunde unseres Beisammenseins aus mir heraus lockt. Wie sie das tut, weiß ich nicht. Aber sie macht es mir einer Nonchalance, die mich jeden Tag aufs Neue erstaunt. Sie merkt all das nicht einmal. Sie weiß weder um ihre Fähigkeit noch um ihren Einfluss.

Sie weiß so wenig über all die wunderbaren Eigenschaften, die sie in sich trägt. Es ist fast schon erschreckend, dass diese wunderbare Frau offensichtlich keine Ahnung davon hat, wie besonders sie ist. Aber ich habe Glück. Unsagbares Glück. Denn ich kann sie sehen. Wirklich sehen. Ich schaue sie an, in sie hinein und durch sie hindurch.

Ich bin noch nie einem schöneren Menschen begegnet. Weder äußerlich noch innerlich. Vielleicht ist sie gerade deshalb so schön, weil sie es nicht weiß? Ich würde ihr so gern meine Augen leihen, damit sie all das sehen kann, was sich mir jeden Tag darbietet.

Was sie jedoch wahrnimmt, ist die Vollkommenheit unserer Verbindung. Die Perfektion, die sie in mir sieht. Und genau da liegt ihr Problem, welches zu meinem, zu unserem,  wird.

Wer denkt, dass man sich entspannt zurück lehnen kann, weil man die große Liebe gefunden hat, mit der alles möglich scheint, mit der sich alles leicht und richtig anfühlt, mit der es keinen Moment der Langeweile gibt und mit der man immer unterhalten ist, auch wenn sie ein leises Schweigen über uns legt…wer glaubt, dass man in genau diesem Augenblick angekommen ist und einfach nur noch genießen kann, der irrt. Und zwar ganz gewaltig. Warum? Weil wir Menschen sind und der Mensch an sich paradox ist. Ich eingeschlossen.

Ich bin für sie all das, wovon sie seit jeher geträumt hat und wir sind die Erfüllung aller Wünsche und Vorstellungen. Mehr noch. Wir machen Dinge und Gefühle möglich, von deren Existenz wir vorher weder etwas wussten noch ahnten. Der Moment, in dem uns das bewusst wurde, wir glückstrunken durch unser beider Leben taumelten, nach Halt suchten, ihn ineinander fanden und gemeinsam weiter strauchelten, war die Geburtsstunde unserer Angst.

Angst, dass diese Liebe nicht wirklich sein kann. Dass sie mir nicht gerecht werden könnte. Dass ich jemanden suchen und finden würde, der doch so viel besser zu mir passen würde. Wie soll das gehen? Was kommt nach Vollkommenheit? Wie könnte ich auch nur jemand anderen wahrnehmen, wo doch sie es ist, die in meinen Augen alles komplettiert, was vorher unvollständig war?

Ich gebe ihr zuviel Sicherheit und mache ihr gleichzeitig Angst. Ich bin schachmatt und suche doch verzweifelt nach einem Weg. Einem Weg zu ihr, zu uns. Einem, der keine Angst macht, sondern sie sicher ans Ziel und durch die Stürme des Lebens trägt. Der ihr die Augen öffnet für die wahre und innere Schönheit ihres Selbst. Der sie fort reisst von den Dämonen der Vergangenheit. Der sie schützt vor all den verletzenden Worten und Angriffen aus dem Hinterhalt. Der sie in Sicherheit wiegt, ihr Mut macht und all das Vertrauen schenkt, das ich in sie setze.

Ich winde mich unter der Last ihrer Angst, suche panisch nach Antworten und besinne mich am Ende auf das Einzige, was wirklich zählt – auf mich und mein Gefühl!

Ich stelle keine Fragen mehr, ziehe nichts mehr in Zweifel und bin einfach. Ich bleibe bei mir, liebe sie und bin ihr der Felsen der Zuversicht, den sie gerade mehr braucht als alles andere.

Ob ich Angst habe? Ja. Auf jeden Fall. Denn das Unbekannte macht immer Angst. Aber mehr noch habe ich Vertrauen. Darauf, dass einem niemals etwas so Großes zuteil werden würde, wenn es nicht die Chance hätte, zu bestehen.

Ich glaube an sie und an mich. Ich glaube an uns und an unsere Liebe. Die Zeit wird uns lehren, mit all dem zu leben und umzugehen. Wir werden lernen, diese Liebe anzunehmen und eines Tages werden wir darüber schmunzeln, wie viel Angst uns dieses wunderbare Gefühl gemacht hat.

Ich liebe Dich!

One thought on “angst.

  1. Viell. ist es gut, sich die ZEIT zu geben, die man braucht, um diese Gefühle aushalten zu können, sonst wird man es – aus Angst und Überfroderung – erschlagen;-).. Man “muss” auch hineinwachsen in die Liebe… Stück für Stück.. und Pause und Intensität und wieder Pause..usw. Viel Liebe und vor allem viel Mut für das Dasein und das Gehen, wenn der Moment danach ruft;-)

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