angekommen.

Wie wohl jedes Mädchen, das in einer Kleinstadt aufgewachsen ist, streckte ich schon früh meine Fühler in die vermeintlich weite Welt. Ich wollte sie kennen lernen und jenseits des fast schon dörflichen Miefs, das Leben entdecken. Mich zog es in die nächste Großstadt und von dort immer weiter. Beginnend mit knapp 17 Jahren, begab ich mich auf eine Reise, die mich an Orte führen sollte, von deren Existenz ich nicht einmal etwas ahnte…

Ich zog mindestens 10 mal innerhalb Deutschlands um und fühlte mich doch nie irgendwo daheim. Immer wieder packte mich die Unruhe und die Sehnsucht nach einem neuen, unbekannten Ort. Ich packte mehr Umzugskartons als ich zählen konnte und bewohnte eine Wohnung nach der anderen. Doch so sehr ich mich auch bemühte – ich kam einfach nicht an. Unzählige Dekorationsstücke gelangten in meinen Besitz und suchten sich Raum in meinem Leben. Menschen kamen und gingen. Doch stets blieb das Sehnen. Das Verlangen nach etwas, das ich selbst nicht benennen konnte.

Orientierungslos, begeisterungsfähig und offen für Alles, was die Welt zu bieten hat, sah ich mich um. Sperrte die Ohren auf, streckte meine Hände aus und hielt die Nase in die Luft. Ein jeder Ton, das kleinste Geräusch, die winzigste Nuance an Farbe, Licht und Form, ein verlockender Geruch, ein verheißungsvolles Wort – all das vermochte mich zu faszinieren und zu fesseln. Zumindest für einen Augenblick.

Noch während meines Studiums ließ ich mich derart begeistern, dass ich beschloss, meine Diplomarbeit in zwei Wochen zu Papier zu bringen und anschließend in den Flieger nach Indien zu steigen. Es sollte mein erster Flug überhaupt werden und entwickelte sich zu einer Reise tief in mein Innerstes.

In Indien traf ich nicht nur auf eine vollkommen unbekannte Kultur und mir fremde Lebensweise – ich traf auf mich und zwar nicht immer im besten Licht! Ich lernte mich kennen und das richtig. Ich kann nicht behaupten, dass dies eine durchaus schöne Erfahrung war, aber sie hat mich gestärkt und mich dazu gebracht, mutiger zu sein. Meiner inneren Stimme zu folgen und Neues auszuprobieren.

Noch von Südindien aus, bewarb ich mich in Norwegen, weil ich auf keinen Fall in Deutschland leben und arbeiten wollte. Und so folgte ich von einem Extrem ins nächste und landete im Spätherbst nach meinem Diplom in der wundervollen und atemberaubenden Natur Südnorwegens, an die ich augenblicklich mein Herz verlor.

Leider war ich nicht stark oder vielleicht einfach nicht alt und reif genug, um ein Leben in derlei Gefilden zu meistern. Nicht ganz vier Monate konnte mich Skandinavien halten und spuckte mich dann wieder Richtung Heimatland.

Ich erlitt einen Kulturschock und fand mich kaum wieder ein in die Gesellschaft. Ich wusste weder, wer ich bin noch wohin ich wollte. Ich hatte mich verloren. Irgendwo zwischen Indien und Norwegen.

Es gab keine Aufgabe zu erfüllen und so wurde ich unruhig. Suchte fieberhaft nach etwas, das mein Leben, mich, füllen konnte. Verzweifelt bewarb ich mich auf Stellen, die ich gar nicht haben wollte. Einzig um etwas zu tun. Ich stellte mich vor und mich zur Schau. Letztendlich zog es mich nach Hessen und ich wusste bereits, dass ich wieder gehen würde, bevor ich auch nur ein Kleidungsstück aus dem Koffer gezogen hatte.

Aber ich MUSSTE doch etwas tun. Arbeiten. Meine Familie stolz machen und mir beweisen, dass ich doch zu etwas Nutze war.

Ich scheiterte. Nach sechs Monaten strich ich die Segel und floh in die Schweiz. In meinem Wunscharbeitsfeld sollte es doch wohl klappen. Noch dazu vor dieser traumhaften Kulisse samt verbessertem Lebensstandard. Ich ahnte nicht, wie nah einem Menschen kommen können und wie sehr die Arbeit mit autistischen Menschen in mein Innerstes dringen würde. Ich brannte aus und sank erschöpft zu Boden.

Ich rappelte mich nicht wieder auf. Ich blieb liegen und wünschte mir, dass man mich gewähren ließe…Den Gefallen tat man mir nicht und so raffte ich mich ein letztes Mal auf, bewarb mich um eine andere Stelle und traf auf einen kleinen Wirbelwind, der mein ganzes Leben auf den Kopf stellen sollte.

F. riss mich aus meinem Abgrund und zog mich mitten rein ins Leben. Durch die Arbeit mit diesem kleinen Mann sah ich endlich einen Sinn in meinem bisherigen Weg. Eine neue Wohnung folgte und ich kam an – in meinem Leben und in der Schweiz. Endlich Zuhause und ein Gefühl der Verbundenheit. Nichts, aber auch gar nichts wollte ich daran ändern. Ich richtete mich ein in meinem geliebten Bern und wollte NIE WIEDER weg. Ich war endlich da, wo ich immer sein wollte.

Zumindest dachte ich das eine sehr sehr lange Zeit…

Doch dann kamst Du. Urplötzlich. Nicht wirklich gewollt. Vor allem aber nicht geplant.

Da warst Du auf einmal und stelltest alles in Frage, was für mich doch so klar und sicher war.

Alles, was ich bis zu diesem Zeitpunkt zu wissen glaubte, geriet ins Wanken und ich gleich mit.

Du sahst mir in die Augen und von dort direkt in mein Herz. Du hast es im Sturm erobert, bevor ich überhaupt bemerkte, dass Du auf dem Weg zu ihm warst. Dem Kitsch der Liebe auf den ersten Blick wollte ich nie Glauben schenken. Doch Du hast mich vom Gegenteil überzeugt.

Durch Dich, mit Dir, begriff ich, dass ich einen Menschen lieben kann von dem Moment an, in dem er zum ersten Mal vor mir steht.

Ich sah Dich. Nicht nur Deine wunderschönen Augen, Dein hübsches, feines Gesicht, Deine stylische Frisur, Deinen schönen Körper… Ich sah Dich und wusste – DU BIST ES. Die EINE. Die, von der ich nur heimlich zu träumen wagte.

Doch es war nicht alles Eitelsonnenschein. Ganz im Gegenteil. Wir mussten kämpfen. Um uns. Füreinander. Gegen die Vorurteile und vor allem gegen die Vergangenheit. Für eine Gegenwart und für eine Zukunft.

Ich muss Dir nicht sagen, wie viel Kraft uns all das gekostet hat. Wie oft wir mit unserer Energie am Ende waren und am liebsten alles hingeworfen hätten. Dem Glück zum Trotz einfach so weitermachen wollten, bevor es uns im Leben der Anderen gab. Es schien so oft der leichtere Weg zu sein.

Dennoch sind wir auf unserem geblieben. Haben uns an den Händen gehalten und den Stürmen getrotzt. Was auch immer die Unwetter angerichtet hatten, wir bauten alles mühsam wieder auf und es entstand zusehend etwas Neues und weitaus Schöneres. Wir nutzen die Steine, die uns zwischen die Beine geworfen wurden, um unsere Liebe, unsere Beziehung, unser Leben, zu stabilisieren.

Wir machten einen Schritt nach dem anderen. Auch wenn es für unser Umfeld so aussehen musste, als stürmten wir durch unser Leben. Wir machten kleine und große Schritte. Wir trafen Entscheidungen und stellten Weichen. Wir waren mutig und ängstlich zugleich.

Niemand mochte so recht an unser Glück, an unsere Liebe und deren Beständigkeit glauben. Aber wir. Wir wussten stets und unbeirrbar, dass wir zusammen gehören. Dass wir es füreinander sind. Dass wir miteinander leben wollen UND können. Wir ließen die kritischen Stimmen verstummen und belehrten sie alle eines Besseren.

Nach zehn Monaten, die an Turbulenzen, Unwettern und Steinbrüchen kaum zu überbieten sind, strahlen wir vor allem eines aus – Gewissheit! Und endlich sehen nicht nur wir, was uns verbindet. Sondern auch alle anderen um uns herum. Selbst die hartnäckigsten Zweifler müssen zugeben, dass das Band, das uns verbindet, stärker ist als alles, was uns je an etwas gebunden hat.

Dieses Band ist unzerstörbar. Es wurde aus unserer Liebe und dem tiefen Vertrauen zueinander gewebt. Nichts kann es auseinander reissen. Selbst wir nicht.

Wir sind da. Angekommen. Beieinander. Miteinander. Wir sind einander die Heimat. Das Zuhause.

Nie hätte ich gedacht, dass ich mich einmal nach dem Alltag sehnen könnte. Dass ich jemanden immer bei mir haben will. Aber mit Dir kamen diese Wünsche. Mit Dir ist jede alltägliche Handlung schön. Du machst das Normalste besonders, weil Du besonders bist.

Früher wollte ich immer meine Freiheit. Bin geflüchtet, wenn es ernst und zu eng wurde. Mit Dir lösten sich Enge und Fluchtgedanken aus meinem Wortschatz und aus meinem Kopf. Du engst mich nicht ein, obwohl Du mir so nah bist. Selbst wenn Du meine Hand hältst, könnte ich schweben vor Freiheit.

Was auch immer an Schönheit in dieser Welt zu finden ist – Du übertriffst es bei Weitem und das obwohl Du Dir dessen gar nicht bewusst bist. Du ahnst nicht einmal, wie schön Du bist. Wie witzig, intelligent und sexy. Du vereinst für mich alles, was einen Menschen ausmacht und das in einer Person.

Du bist mein wahr gewordener Traum und mit Dir, bei Dir, bin ich endlich wirklich zuhause. Ich will nichts mehr. Sehne mich nicht mehr nach etwas, das ich nicht benennen kann.

Ich habe es gefunden. Ich habe alles gefunden. Lange habe ich nach einem Namen für all das gesucht. Jetzt habe ich ihn gefunden.

All das, wonach mein Herz und mein Inneres sich sehnte, trägt ein und denselben Namen – Deinen!

ICH LIEBE DICH!!!

One thought on “angekommen.

  1. Großartig und weit darüber hinaus! Es lässt das Herz tanzen und ich freue mich unsagbar für dich, für euch! Aus der Brust in den Stift und auf Papier! Treffsicher wie eh und je! Ich danke dir für die zahlreichen weichen Worte und biegsamen Buchstaben, die in dieser Reihenfolge so vieles sagen ohne das es tatsächlich dort geschrieben steht! Willkommen zu Hause kann ich da nur sagen 🙂

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